Vorwort zu Ghiribizzi von Kurt Schumacher

 

Es gibt Nachmittage, da wird man von dieser oder jener launischen Grille angesprungen. Man fragt sich, auf welchem Weg ein solches Insekt ins eigene Gemüt gelangen konnte.

 

Auch Niccolo Paganini (1782-1840), dem berühmten Teufelsgeiger, müssen solche launischen, grillenhaften Augenblicke vertraut gewesen sein. Paganini, der nicht nur Geiger, sondern auch Gitarrist war, hat seinen ganz persönlichen Grillen in kapriziösen Miniaturen, den 43 Ghiribizzi für Gitarre, Ausdruck verliehen. Der Titel Ghiribizzi legt dabei Zeugnis ab von dem hintergründigen Humor Paganinis. Das italienische Wort ghiribizzi spielt in seiner mehrfachen Bedeutung nicht allein auf das Insekt wie auf den Seelenzustand an; es ahmt darüber hinaus noch lautmalerisch den Gesang der Grille nach. Ein überaus treffender Titel also für Paganinis Art musikalische Laut-, nein, Launen-Malerei.

 

Als von besonderem Reiz erschien es mir, auf dem Wege des großen Meisters wandelnd, auch meinen eigenen, wenngleich gänzlich anders gearteten, Grillen in eine neue, musikalische Gestalt zu verhelfen. So entstanden in den Jahren 1996 und 1997 je nach Laune zwölf Ghiribizzi für Gitarre, grillenhafte Stücke unterschiedlichsten Charakters, von leicht bis mittelschwer, als cahier eines Grillenfängers